4.1 Vision digitale Technologien und digitaler Wandel in der Schule

In diesem Kapitel erarbeiten Sie eine «Vision» zum Einsatz und zum Stellenwert von digitalen Technologien und dem digitalen Wandel in Ihrer Schule. Über diese «Vision» und die davon abgeleiteten Zielsetzungen muss zwischen Schulleitung, Schulbehörde, ICT-Verantwortlichen und Lehrpersonen ein grundsätzlicher Konsens bestehen.

Textbaustein

Die Schule Musterhausen formuliert aufgrund der beschriebenen Ausgangslage (Kap. 2) und unter Einbezug der Ist-Analyse unserer Schule (Kap. 3) die nachfolgende «Vision» zum Einsatz und Stellenwert von digitalen Technologien und dem digitalen Wandel in der Schule:

  • Die zielgerichtete Nutzung von digitalen Technologien in unserer Schule ist Bestandteil einer guten Schule.
  • Wir bereiten die Schülerinnen und Schüler auf das Leben in der Gesellschaft im digitalen Wandel vor. Dazu gehört ein kompetenter und verantwortungsvoller Umgang mit digitalen Technologien. 
  • Digitale Technologien werden im Unterricht in situations- und altersgerechter Weise als didaktische Mittel eingesetzt, z.B. für den individualisierten und den kooperativen Unterricht.
  • Digitale Technologien werden als Kommunikations- und Informationskanäle nebst persönlichen Kontakten eingesetzt und sinnvoll kombiniert.
  • Die Schule achtet auf ressourcenschonenden Einsatz der  digitalen Mittel, erarbeitet vereinfachte Prozesse und sucht nach Synergien.

Vorgehen

Grundsätzlich muss eine solche «Vision» von den Mitgliedern der Arbeitsgruppe selbst erarbeitet werden. Der Textbaustein kann dabei als Ausgangsmaterial dienen. Bei allfälligen Streichungen und Anpassungen muss aber beachtet werden, dass die davon abgeleiteten Zielsetzungen in den nachfolgenden Kapiteln abgeglichen werden.

Über die Vision und die davon abgeleiteten Zielsetzungen müssen sich Schulleitung, Schulbehörde, ICT-Verantwortliche und Lehrpersonen in den wichtigen Grundsätzen einig sein. Folglich sind Vernehmlassungsrunden in den verschiedenen Gremien notwendig (siehe Kap. 1.2). Die Ergebnisse aus den Vernehmlassungen werden in der Arbeitsgruppe verglichen und bereinigt.

Zur Einarbeitung für die Arbeitsgruppe eignen sich die kurzen Texte «Aufwachsen in der Medienwelt – eine Herausforderung für die Schule» sowie «Mit Medien unterwegs –Medienkompetenz als Unterrichtsziel», beide enthalten im «Dossier Medienkompetenz» (siehe Umsetzungshilfen unten).

Beziehen Sie auch die Ausgangslage in Kap. 2 (Leben und Lernen in der Mediengesellschaft) und dort insbesondere die in Kap. 2.4 Entwicklungslinien zu digitalen Technologien in der Schule mit ein.

Zum Begriff «Vision» siehe Anmerkungen in «Erläuterungen & Hintergrundinformationen»

 

Erläuterungen & Hintergrundinformationen

Zum Begriff «Vision»
Der Begriff «Vision» mag etwas hoch gegriffen sein. Er soll ausdrücken, dass wir über die Zusammenfassung von allgemeinen Zielsetzungen hinaus noch mehr davon erwarten: Im Idealfall vermag diese «Vision» eine «treibende Kraft» zu werden und beeinflusst das künftige Handeln von Behörde, Schulleitung und Lehrpersonen, so zum Beispiel die Legislaturziele der Behörde, die allgemeine Schul- und Unterrichtsentwicklung, die Elternarbeit oder sie wird von den Schulteams bei der Erarbeitung ihres Schulprogramms beigezogen. (Siehe auch Kap. 12 «Entwicklungsplanung»)

Von dieser «Vision» ausgehend werden die weiteren Inhalte des pädagogischen Konzepts erarbeitet, resp. damit abgeglichen (siehe untenstehende Grafik):

  • Lehrplan: Der Lehrplan ist vorgegeben; Die «Vision» und die Lehrplaninhalte werden gegenseitig abgeglichen. (Kap. 4.2)

  • Schulinterne Vereinbarungen: Die Schule erarbeitet detaillierte Ziele/Inhalte in Form von internen Vereinbarungen. (Kap. 4.3)

  • Lehrmittel: Die Lehrpersonen nutzen die vereinbarten Lehrmittel. (Kap. 4.4)

  • Software: Es wird eine vereinbarte, einheitliche Applikations-Sammlung eingesetzt und nach festgelegtem Prozess angeschafft. Kap. 4.5)

Und weiter (nicht in untenstehender Grafik enthalten): Die Schule entwickelt der «Vision» entsprechend ein Weiterbildungskonzept für die Lehrpersonen mit verbindlichen Mindestzielen (Kap. 8), sie schafft dementsprechende digitale Technologien an (Kap. 9), und setzt sich mit Fragen der Kommunikation auseinander (Kap. 11) u. a. m.

Medienkompetenz als Kulturtechnik

Die im Textbaustein formulierte «Vision» spricht vom «kompetenten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Technologien». Was bedeutet dies? – Der deutsche Medienpädagoge Gerhard Tulodziecki beschreibt Medienkompetenz so: «Kinder und Jugendliche sollen Kenntnisse und Einsichten, Fähigkeiten und Fertigkeiten erwerben, die ihnen ein sachgerechtes und selbstbestimmtes, kreatives und sozial verantwortliches Handeln in einer von Medien stark beeinflussten Welt ermöglichen» (Tulodziecki/Herzig 2002, S. 151).

In der schulischen Medienbildung können drei wesentliche Aspekte von Medienkompetenz unterschieden werden: Medienwissen – Mediennutzung – Medienreflexion. Diese Handlungsfelder greifen ineinander und sollen im Unterricht gleichermassen berücksichtigt werden (Quelle: Dossier Medienkompetenz S. 8–9).

Medienwissen
  • Sachgemässe Handhabung von Geräten, Software u.a.
  • Kenntnisse über Textsorten, Gestaltungsregeln, Produktionsabläufe und Medieneinrichtungen
  • Verwendung klarer, eindeutiger Begriffe
  • u. a. m.
Mediennutzung
  • Medienangebote für die eigene Nutzung prüfen und auswählen
  • Mediale Inhalte auf Wahrheitsgehalt überprüfen
  • Medien zur Befriedung persönlicher Bedürfnisse sinnvoll nutzen (lernen, kommunizieren, spielen, kreativ sein, Informationen finden, …)
  • u. a. m.
Medienreflexion
  • Reflektieren der Bedeutung von Medien für das Leben des Einzelnen und für die Gesellschaft
  • persönliche Gewohnheiten und Vorlieben durchschauen und hinterfragen
  • Einfluss der Medien auf das (eigene) Leben erkennen und kritisch aufarbeiten
  • u. a. m.

Umsetzungshilfen

 

Weblinks & Literatur