In der Schule kommen «Medien und ICT» sowohl als didaktisches Mittel (siehe Kap. 5.1. Lernen mit digitalen Technologien) als auch als Unterrichtsthema (Lernen über Medien und Informatik) zum Tragen. In den folgenden Abschnitten wird das «Lernen über Medien und Informatik» dargelegt. Medien werden zum Unterrichtsthema, es geht um Medienbildung (siehe Kap. 2.3).
Medien als Thema im Unterricht: Medienbildung
Computer, Spielkonsole, Smartphone, Fernseher, Zeitungen und andere Medien sind Teil der medialen Welt von Kindern und Jugendlichen. Das Internet mit Chat, YouTube, Facebook & Co. im Alltag unserer Schülerinnen und Schüler hat in den letzten Jahren sichtlich an Bedeutung gewonnen. Die verschiedenen Möglichkeiten sich zu informieren, zu kommunizieren und eigene Inhalte zu publizieren, werden teilweise virtuos genutzt. Medienkompetentes Handeln umfasst mehr als die technischen Fähigkeiten zum Umgang mit einem Gerät oder einem Online-Angebot. Der sinnvolle, reflektierte und sichere Umgang mit Medien und Medieninhalten ist allerdings keine angeborene Fähigkeit. Sie muss erworben werden. Es ist Aufgabe der Schule, die Schülerinnen und Schüler bei diesem Prozess zu unterstützen.
Die Thematisierung von Medien im Unterricht knüpft immer an Vorerfahrungen in der Lebenswelt der Kinder an.
Die Thematisierung von Medien im Unterricht knüpft immer an Vorerfahrungen in der Lebenswelt der Kinder an. Durch die grosse Medienpräsenz im Alltag der Schülerinnen und Schüler sind ihre Erfahrungen allerdings sehr vielfältig. Die technischen Fertigkeiten, welche Kinder und Jugendliche den Lehrpersonen manchmal voraus haben, spielen hier keine oder höchstens eine untergeordnete Rolle.
Folgende Aspekte von Medien und Medieninhalten können im Unterricht thematisiert werden:
- Medienwahrnehmung und -wirkungen
- Medienangebote kritisch betrachten
- Medien und ihre Bedeutung in der politischen Meinungsbildung
- Werbung, Werbestrategien und Werbekompetenz
- Daten- und Persönlichkeitsschutz in der Mediengesellschaft
- Urheberrechte kennen und beachten
- Funktion von Bildern, Bild-Text-Kombinationen
- Film- und Bildsprache erkennen und verwenden
- Medien und Sinneswahrnehmungen
- Virtuelle Umgebungen / simulierte Welten
- Umgang mit Emotionen, die durch Medieninhalte angesprochen wurden
- Kommunikation und Beziehungspflege mit Medien
- …
Eigene Arbeiten mit Medien gestalten
Besonders effektiv ist es, im Unterricht von persönlichen Arbeiten der Schülerinnen und Schüler auszugehen (aktive Medienarbeit). Dabei gestalten diese eine eigene Arbeit, ein eigenes Produkt zum Thema. Diese Arbeit wird zum Anlass genommen, Aspekte des Themas zu reflektieren. Als Beispiel kann hier die Veränderung des eigenen Porträtbildes dienen. Schülerinnen und Schüler manipulieren am Computer ihr Porträtbild, indem sie es z.B. bemalen, verzerren oder ergänzen. Diese lustvolle Arbeit bringt ansprechende Bilder hervor. Die Arbeit dient aber auch dazu, sich Gedanken zu machen, welche anderen Medieninhalte optisch geschönt werden. Wer hat wohl sonst noch getrickst? Wie nehmen wir das wahr? Ist uns das bewusst? Weshalb werden Bilder manipuliert? Diese kritische Betrachtung ist wichtig.
Medienbildung im Unterricht heisst nicht zwingend, dass ununterbrochen mit Computern und anderen elektronischen Geräten gearbeitet werden muss.
Medienbildung im Unterricht heisst nicht zwingend, dass ununterbrochen mit Computern und anderen elektronischen Geräten gearbeitet werden muss. Ein ansehnlicher Teil der Unterrichtszeit mit Themen der Medienbildung kann ohne elektronische Hilfsmittel gestaltet sein. Bei der Auseinandersetzung mit Medien spielen persönliche Reflexion, der Erfahrungsaustausch und die Diskussion in der Klasse eine wichtige Rolle.
Kenntnisse der Lehrperson
Lehrpersonen müssen nicht jede Funktion einzelner Programme oder Internetangebote kennen. Sie müssen nicht im Detail Bescheid wissen, wie das neueste Handy bedient wird. Es ist normal, dass Schülerinnen und Schüler teilweise bereits in der Primarschule bei der technischen Handhabung von Geräten und Software mehr wissen und können als die Lehrperson. Für Lehrpersonen ist es wichtig zu verstehen, welche Möglichkeiten und Chancen Medien bieten, aber auch welche Gefahren und Risiken auftreten können. Sie sollten darüber Bescheid wissen, wie Kinder und Jugendliche Medien (in der Freizeit) nutzen. Dieses Verständnis bildet die Voraussetzung, um den Schülerinnen und Schülern einen mündigen und verantwortungsbewussten Umgang mit Medien zu vermitteln. Zur Weiterbildung der Lehrpersonen siehe Kap. 8.1.
Verbindung von «Lernen mit digitalen Technologien» und «Lernen über Medien»
Beispiele für die Verbindung von «Lernen mit Medien» und «Lernen über Medien»:
- Schülerinnen und Schüler recherchieren im Internet Informationen für ein Biologie-Thema. In der Folge machen sie sich vertieft Gedanken über die Vertrauenswürdigkeit und Zuverlässigkeit von Informationen im Internet.
- Schülerinnen und Schüler spielen im Unterricht ein Lernspiel zum Mittelalter. Parallel dazu wird in der Klasse besprochen, welche Games die Schüler/innen zu Hause spielen. Das eigene Spielverhalten wird reflektiert.
- Schülerinnen und Schüler schreiben Berichte zum Klassenlager in den Schulhausblog. Es wird dabei thematisiert, welche Angaben und Bilder publiziert werden dürfen. Es werden Themen des Persönlichkeitsschutzes und des Urheberrechts besprochen.
- Schülerinnen und Schüler produzieren einen Film zum Thema Religiosität und Glauben im Alltag. Dabei befassen sie sich auch mit Formaten des Dokumentarfilms und mit journalistischen Darstellungsformen.
Lehrmittel Medienkompass und connected
Die Lehrmittel «Medienkompass» und «connected» eignen sich dazu, Themen der Medienbildung im Unterricht aufzugreifen (siehe Kap. 4.4, Lehrmittel). Das Arbeitsbuch von «connected» kann in Zyklus 2 (nur 4.-6.Klasse) und 3 direkt eingesetzt werden. Im Zyklus 1 kann das Lehrmittel den Lehrpersonen als Informationsquelle und Hilfsmittel bei der Vorbereitung des Unterrichtes dienen.